from beginning to end.
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Press release
Galerie Bernd Kugler is pleased to present Holger Endres’s tenth solo exhibition in its premises.
On a cold afternoon in March 2025, the writer and internationally renowned filmmaker Rudij Bergmann visited Holger Endres in his studio in Mannheim. They drank coffee and talked about his new works. An excerpt from their conversation:
Rudij Bergmann: I see a painting that I don’t want to describe at length, I’ll just say… black stripes, lighter stripes, light shining through the stripes… from above it could be rain… but if I were to tell you what I see, I wouldn’t say: it’s an abstraction, but rather: it’s something very concrete, because I associate it with Manhattan, with the skyscrapers, which have their own history and their own catastrophes. Is this a view that completely misses your motivation, or would you share it or rather say that it’s all nonsense?
Holger Endres: I share your view. I find it interesting what associations the paintings evoke and what the viewer associates with them. For me, this painting has to do with a large space, like the space in a cathedral. This space is suggested by the apparent light and by the lines that mentally continue in all directions.
Rudij: You said you didn’t have any preconceptions when you painted the picture.
Holger: I had no idea how the painting should look or what associations it would evoke. I start painting at the top left of the canvas and finish at the bottom right. No matter how long the painting process takes, the painting is finished within that time frame. Everything that happens in that moment of painting can be seen in the picture. I’m always surprised by what emerges through me and what external circumstances suddenly become visible, such as a crease in the canvas or the stretcher frame that leaves a trace.
Rudij: Well, I see a lot of movement in this painting; I don’t think it’s static. It almost seems to strive upward, toward something higher, if you want to put it in spiritual terms.
Holger: Yes, the lines seem to strive upward, but I actually paint the lines from top to bottom, so it’s the other way around. Because they are painted freehand, they express movement, a rhythm, and at the same time they build up tension because each line reacts to the one before it. The application of paint dominates the picture.
Rudij: I remember your exhibition in 2012 at Galerie Bernd Kugler in Innsbruck, where you painted the magenta-colored walls of the gallery with alternating black and white stripes, and we shot a film, a documentary of this installation. Do you see a connection, a correspondence with the new works?
Holger: The work 01/Magenta Schwarz Weiss from 2012 is an homage to the Japanese Butoh dancer Kazuo Ohno. Butoh dance, Kazuo Ohno’s physicality, his perception of the world, his questions about existence continue to influence me. Everything I paint is connected. When I say that I begin my painting at the top left and end it at the bottom right, my painting shows a section of something that does not yet exist, but which I try to make visible through my lines.
Rudij: Kazuo Ohno, I met him twice… I made two short films about him with my team. Once, in June 1987, at the Theater der Welt in Stuttgart; we wanted to do an interview, and suddenly he started dancing for us in his hotel room, completely detached from everything… an international star, a wonderful person…
Holger: …it’s incredible how he moves, how he defines the space for himself, and how he works with time… the recurring first contact with something invisible.
When I touch the canvas with a brush and paint, something intuitive emerges. This moment reminds me of the millennia-old handprints in cave paintings. I leave an imprint, a trace. From that moment on, I am present. The titles of my new works refer to this aspect: from the beginning to the end. from here and now. from space. from presence. from sign.
Pressetext
Die Galerie Bernd Kugler freut sich die 10 Einzelausstellung von Holger Endres in ihren Räumlichkeiten zu präsentieren.
An einem kalten Nachmittag im März 2025 besuchte der Autor und international renommierte Filmemacher Rudij Bergmann Holger Endres in seinem Atelier in Mannheim. Sie tranken Kaffee und unterhielten sich über seine neuen Arbeiten. Ein Gesprächsauszug:
Rudij Bergmann: Ich sehe ein Bild, das ich gar nicht lange beschreiben will, ich sage einfach… schwarze Streifen, hellere Streifen, Licht, das durch die Streifen geht… von oben ist es vielleicht Regen… aber wenn ich sagen würde, was ich sehe, würde ich nicht sagen: es ist eine Abstraktion, sondern ich würde sagen: es ist etwas sehr Konkretes, nämlich ich assoziiere das mit Manhattan, mit den Hochhäusern, die ihre eigene Geschichte und ihre eigenen Katastrophen haben. Ist das jetzt eine Sicht, die völlig an deiner Motivation vorbeigeht oder würdest du sie teilen oder sagen, das ist alles Quatsch?
Holger Endres: Ich teile deine Sicht. Ich finde es interessant, welche Assoziationen die Bilder auslösen und was die Betrachter damit in Verbindungen bringen. Für mich hat dieses Bild mit einer großen Räumlichkeit zu tun, wie dem Raum in einer Kathedrale. Dieser Raum wird durch das scheinbare Licht und durch die gedanklich in alle Richtungen fortlaufenden Linien angedeutet.
Rudij: Du hast gesagt, dass du dir keine Vorstellungen gemacht hast, als du das Bild gemalt hast.
Holger: Ich hatte keine Vorstellung wie das Bild aussehen soll oder welche Assoziationen es hervorruft. Ich beginne mit der Malerei auf der Leinwand links oben und ende rechts unten. Egal wie lange der Malprozess dauert, die Malerei wird in dieser Zeitspanne beendet. Alles was in diesem Moment des Malens passiert, ist auf dem Bild zu sehen. Ich bin immer wieder überrascht, was durch mich entsteht und welche äußerlichen Gegebenheiten plötzlich zu sehen sind, eine Falte im Stoff oder der Bildrahmen hinterlässt eine Spur.
Rudij: Also ich sehe ja in diesem Bild viel Bewegung, ich finde nicht, dass das Bild statisch ist, es strebt fast nach oben, etwas Höherem zu, wenn man es mal spirituell sagen will.
Holger: Ja, es scheint die Linien streben nach oben, aber eigentlich male ich die Linien von oben nach unten, also umgekehrt. Dadurch, dass sie Freihand gemalt sind, haben sie eine Bewegung, einen Rhythmus und bauen gleichzeitig eine Spannung auf, da jede Linie auf die vorherige reagiert. Der Farbauftrag dominiert das Bild.
Rudij: Ich erinnere mich an deine Ausstellung 2012 in der Galerie Bernd Kugler in Innsbruck, wo du die mit Magenta grundierten Wände der Galerie abwechselnd mit schwarzen und weißen Streifen bemalt hast und wir einen Film, eine Dokumentation dieser Raumarbeit gedreht haben. Siehst du da eine Verbindung, eine Korrespondenz zu den neuen Arbeiten?
Holger: Die Arbeit „01/Magenta Schwarz Weiss“ von 2012 ist eine Hommage an den Butoh-Tänzer Kazuo Ohno. Der Butoh-Tanz, Kazuo Ohnos Körperlichkeit, seine Wahrnehmung von Welt, seine Fragen nach dem Sein, beeinflussen mich nach wie vor. Alles was ich male ist miteinander verbunden. Wenn ich sage, ich beginne meine Malerei links oben und ende rechts unten, zeigt mein Bild einen Ausschnitt von etwas, was noch nicht existiert, das ich aber versuche, über meine Linien sichtbar zu machen.
Rudij: Kazuo Ohno, ich bin ihm zweimal begegnet… Ich habe, mit meinem Team über ihn zwei Short Movies gedreht. Einmal, im Juni 1987, beim Theater der Welt in Stuttgart; wir wollten ein Interview machen, da hat er plötzlich angefangen, in seinem Hotelzimmer für uns zu tanzen, ganz losgelöst vom allem… ein Weltstar, ein wunderbarer Mensch…
Holger: … es ist unglaublich wie er sich bewegt, wie er den Raum für sich bestimmt und wie er mit der Zeit arbeitet… der wiederkehrende erste Kontakt mit etwas nicht Sichtbarem. Wenn ich mit Pinsel und Farbe die Leinwand berühre, entsteht etwas Unmittelbares. Dieser Moment erinnert mich an die jahrtausendealten Handabdrücke der Höhlenmalereien. Ich hinterlasse einen Abdruck, eine Spur. Ab diesem Moment bin ich präsent. Die Titel meiner neuen Arbeiten verweisen auf diesen Aspekt: from the beginning to the end. from here and now. from space. from presence. from sign.